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Digital Detox, der Begriff ist mittlerweile schon fast so abgenutzt wie Juice Detox. Aber mal ehrlich, auch wenn du das Wort schon oft gehört hast, hast du jemals wirklich für mehrere Tage den Stecker gezogen? Kein Internet, kein Handy, kein Fernsehen, kein Whats-App, kein Facebook – wann warst du zu letzt wirklich komplett offline?

Irgendwie hatte ich Digital Detox trotz seiner momentanen Allgegenwärtigkeit für mich nicht so auf dem Schirm. Natürlich finde ich es sinnvoll mal vom ganzen Medienkonsum abzuschalten, aber ich dachte, dass ist vor allem für die harten Fälle nötig, die keine zwei Sekunden ohne auf ihr Handy zu schauen verbringen können. Mein Medienkonsum hält sich ohnehin in Grenzen, dachte ich: ich habe keinen Fernseher, schaue nicht wirklich Serien, und habe nur ein kleines Datenvolumen für mobiles Internet, damit ich nicht in die Versuchung komme unterwegs ständig online zu sein. Wie gut mir ein Digitaler Detox tat, wurde mir allerdings erst gezwungenermaßen auf Kuba klar, denn hier ist Internet weder mobil auf dem Handy, noch über W-Lan in Häusern und Wohnungen verfügbar.

Ganz Kuba trifft sich an öffentlichen Plätzen, Parks, Hotels, um mit einer Internetkarte, die beim Local Dealer erhältlich ist, sich in ein unfassbar langsames W-Lan einzuloggen. Webseiten mit vielen Bildern laden: Fehlanzeige. Instagram goodbye. Facebook – see you later. Telefonieren – hasta luego, denn SIM Karten gibts nur für Kubaner.

Was passiert also ohne Internet und ohne Telefon?

Die Welt dreht sich weiter – aber vor allem langsamer. Zum ersten Mal seit Jahren kommen mir die Tage wieder länger vor, ich habe unglaublich viel Zeit, wenn online sein wegfällt. Hier wird mir klar, wie viel Zeit auch ich jeden Tag damit verbringe Nachrichten und Emails zu schreiben oder Artikel zu lesen oder zu verfassen, usw. Und das erste Mal seit langem widme ich mich ganz ausgiebig einem Buch, ich sitze auf meinem Balkon in Havana Centro und mache es genau wie die Kubaner: Ich beobachte die Straße. Vor jedem Haus steht oder sitzt jemand, man unterhält sich, fragt wie es geht, hilft sich gegenseitig, spielt Schach oder Karten. Kaum eine Gesellschaft ist so sehr in Kontakt miteinander wie die Kubaner habe ich das Gefühl. Ich unterhalte mich mit dem Mann gegenüber auf dem Balkon, der mir freudig zu winkt und mir seinen Hund zeigt, und ich übe mich darin wieder Muße zu haben. Lange nicht habe ich mich so erholt gefühlt.

Kuba Zeit zum Spielen

 

Wir sind jeden Tag mit einer Informationsüberflut konfrontiert, die letztendlich zur totalen Überforderung führt. Vom „Information Overload“ sprechen auch Sozialwissenschaftler schon seit geraumer Zeit. Dieser führt sogar dazu, dass wir statt informiertere Entscheidungen zu treffen, schlechter Entscheidungen treffen können. Es ist ein Teufelskreis: Allein das Wissen, dass ständig neue Informationen verfügbar sind, lässt uns ständig online den Stand checken – schließlich wollen wir immer up to date sein. Mir wird klar wie häufig auch ich zuhause online bin, immer wieder Benachrichtigungen über verschiedene Kanäle, ein Link der zum nächsten führt auch wenn ich nur kurz diesen einen Artikel lesen wollte.

In Kuba gibt es nicht nur kein Internet, sondern auch keine Werbung. Mir fällt auf, wie selbstbewusst und stark die kubanischen Frauen sind, egal welche Kleidergröße, Haare, Hautfarbe. Und die kubanischen Männer geizen nicht mit Komplimenten, jeder Frau wird offen gesagt wie schön sie ist. Wie befreiend nicht ständig ein Idealbild auf riesigen Plakaten an jeder Ecke unter die Nase gehalten zu bekommen. Denn unbewusst macht es doch einen Unterschied wie wir uns am Ende des Tages fühlen.

5 Dinge die du durch einen Digital Detox dazu gewinnst:

1. Mehr Zeit

Mal ehrlich, wie oft beschwerst du dich darüber keine Zeit zu haben? Die gute Neuigkeit: wir alle haben die gleiche Zeit zur Verfügung, aber es sind die kleinen Dinge, die darüber entscheiden wie viel Zeit am Ende für dich bleibt, Zeit zum Abschalten, Zeit die auch einfach mal nicht direkt gefüllt werden muss.

2. Entspannung!

Ja, richtig, dass was wir uns sonst immer ganz bewusst in den Alltag einplanen müssen oder wofür wir Zeit schaffen müssen stellt sich im Digital Detox von ganz alleine ein: kein FOMO (fear of missing out), keine Angst Nachrichten zu verpassen, keine Reizüberflutung. Du wirst auch merken, dass du entspannter schlafen kannst, laut einer Studie der „National Sleep Foundation“ stört zu viel blaues Licht vom Screen nachweislich den Schlaf.

3. Du hast mehr Energie

Ähnlich wie auch bei anderen Arten von Detox, kannst du dich wieder bewusster wahrnehmen. Wenn du dich nicht ständig durch Medienkonsum vom Fühlen ablenkst, wirst du dich am ersten Tag vielleicht erst einmal etwas müde fühlen. Dein Körper darf sich jetzt nämlich endlich mal zu Wort melden und du merkst vielleicht, dass du seine Signale lange übergangen hast. Keine Angst, sobald du einige Tage Online-Verzicht geschafft hast wirst du feststellen, dass du mehr Energie und Kreativität entwickelst.

Kuba Maler

 

4. Die Welt ist schön!

Ja, wirklich! Während die Medien uns mit schlechten Nachrichten am laufenden Band bombardieren, werden selten die schönen Dinge in dieser Welt berichtet. Das sich viele Dinge aber zum positiven gewendet haben und dies auch statistisch belegbar ist, zeigt Harvard-Psychologe Steven Pinker in seinem Buch Enlightment NowEntziehst du dich den ganzen Negativschlagzeilen, öffnet sich dein Bewusstsein auch mehr für die positiven Dinge, deine Laune ist automatisch besser. Denn der Geist ist wie Tofu – er schmeckt wie das, worin er mariniert wurde.

5. Connection

Du wirst merken, dass deine Interaktion mit Menschen steigt, wenn du auf einmal darauf angewiesen bist, jemanden nach dem Weg zu fragen oder in der Bahn Zeit hast die Menschen um dich herum wirklich anzuschauen. Diese kleinen Begegnungen des Alltags, die uns durch das Smartphone häufig abhanden kommen sind die eigentlichen Momente von Yoga wie ich finde.

Yoga bedeutet wirklich verbunden zu sein, statt nur mit dem WiFi.

 

Zum Digital Detox musst du natürlich nicht nach Kuba, sondern es hilft auch hier häufiger mal den Stecker zu ziehen, z.B. an einem Wochenende oder im Urlaub. Damit das auch wirklich gelingt habe ich hier einige Tipps für dich:

How to Digital Detox

Für das mehrtägige Detox Programm gilt: Vorbereitung ist alles! Es nützt nichts einfach das Handy und das W-Lan auszuschalten, denn im Smartphone Zeitalter denken wir überhaupt nicht mehr darüber nach, dass wir relativ abhängig von den Vorteilen der Technik sind – ohne Google Maps und unsere ganzen Apps, Online Tickets etc. lässt es sich relativ schlecht navigieren. Wenn du den Stecker ziehst,  ist es daher essentiell, dass du dir VORHER Gedanken darüber machst was in den Tage ansteht. Brauchst du vielleicht einen Stadtplan, musst du dir Bahnkarten besorgen oder gibt es Apps die du sonst für bestimmte Dinge im Alltag nutzen musst? Organisiere dich vorher. Gib auch Freunden Bescheid, dass du nicht erreichbar bist und vielleicht kannst du endlich deine Bücher-Wish List angehen, zu der du sonst nie kommst.

Digital Detox muss aber nicht immer gleich für mehrere Tage sein, sondern auch im Alltag kann er dir täglich helfen für mehr Entspannung zu sorgen.

Meine Tipps für mehr „unplugged“ im Alltag:

1. Keine Technologie im Bett.

Am besten schaltest du dein Handy schon zwei Stunden vor dem Schlafen gehen aus. Auch der Laptop sollte für einen besseren Schlaf ausbleiben.

2. Plane feste Zeiten für Social Media ein.

Facebook und Emails nur zu bestimmten Zeiten zu checken gibt dir wieder mehr freie Zeit. So bist du nicht in Versuchung dauernd diese zu checken – Kleinvieh macht auch Mist!

3. Online sein optimieren.

Welche Online-Prozesse kannst du optimieren, so dass du weniger Zeit damit verbringst? Es gibt sicher einige Shortcuts, mit denen du dir eine Menge Zeit ersparen kannst.

4. Reguliere deinen Nachrichtenkonsum.

Wähle bewusst aus, welche Informationen du dir einholst und rufe dir am Ende des Tages immer mindestens ein positives Ereignis welches du heute erlebst hast noch einmal in Erinnerung.

5. Mal unerreichbar sein.

Musst du immer und überall sofort auf alles antworten? Nicht jede Nachricht ist so dringend, dass sie direkt beantwortet werden muss. Vielleicht kannst du in diesem Zuge noch einmal reflektieren welche Konversationen wirklich notwendig und gehaltvoll sind.

 

Ich hoffe die Tipps inspirieren dich und ich freue mich wenn du deine Erfahrungen mit mir in den Kommentaren teilst.

Happy unplugging!

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