Neigst du bei Stress, Angst und Co. zum Essen? Damit bist du nicht allein. Wie du emotionales Essen verstehen und nachhaltig auflösen kannst.

Inhalte im Überblick

Was ist emotionales Essen?

Emotionales essen ist laut gängiger wissenschaftliche Definition Essen als Reaktion auf negative Emotionen. Damit ist emotionales Essen nichts anderes als ein Coping-Mechanismus, genau gesagt eine Strategie, mit herausfordernden Gefühlen umzugehen oder ihnen auszuweichen.

Dieses scheinbar einfache Konzept hat in den letzten vier Jahrzehnten die Forschung in mehreren Disziplinen beschäftigt. Emotionale Esstheorien wurden unter anderem in der Sozialpsychologie, der klinischen Psychologie und Psychotherapie, den Ernährungswissenschaften und Stoffwechselwissenschaften diskutiert2.

Wie erkennt man emotionales Essen?

Emotionales Essen erkennst du, indem du dein Essverhalten beobachtest und zu verstehen versuchst.

Gekennzeichnet wird das emotionale Essen meist von Essattacken, dem Konsum von sehr süßen oder fettigen Lebensmitteln oder Überessen. Hier ist es auch wichtig zu erwähnen, dass bei einigen Menschen auch eine Nahrungsverweigerung als Antwort auf negative Emotionen stattfinden kann2.

Dem Essen geht also meist ein negativer Gefühlszustand voraus. Nicht immer ist dieser bewusst spürbar, besonders wenn wir es uns von unserem Körper und Gefühlen als eine Art Schutzmechanismus abgespalten haben. Wir erfahren dann lediglich den Heißhunger, ohne den vorausgehenden Körperzustand wahrzunehmen.

Das Paradoxe ist: Wir brauchen unsere Gefühle, um Entscheidungen treffen zu können und unsere Bedürfnisse wahrzunehmen, wie Wissenschaftler herausfanden. Das bedeutet: für ein gesundes Essverhalten brauchen wir unsere Gefühle! Diese Art zu Essen nenne ich in meiner Arbeit gefühlsbasiertes Essen.

Wie können wir emotionales Essen nun davon abgrenzen? Die Antwort darauf lautet: Wann immer wir Essen als einen Ausweichmechanismus benutzen, um unsere Gefühle zu managen oder nicht fühlen zu wollen, wenn wir Essen ohne uns selbst und die Nahrung zu spüren, wenn wir ohne Genuss essen, uns vollstopfen, um irgendetwas zu spüren – dann können wir von emotionalem Essen sprechen.

Emotionales Essen:
Auslöser und Gründe für emotionales Essen

Es gibt unzählige Auslöser für emotionales Essen. Die Gründe müssen wir daher immer individuell anschauen und natürlich können je nach Situation auch verschiedene Auslöser dafür verantwortlich sein, dass wir zu Essen greifen.

Mögliche Auslöser von emotionalem Essen sind:

  • Stress
  • Frust
  • Einsamkeit
  • fehlende Erdung
  • Belohnungsmechanismen
  • Restriktives Essverhalten
  • Gewohnheiten und Konditionierung
  • Gefühle, die wir nicht fühlen wollen (Trauer, Wut, Angst, Scham,…)
  • alte emotionale Trigger
  • Mangel an der Fähigkeit, sich selbst, die eigenen Bedürfnisse und Körpersignale spüren zu können
  • Gesellschaftlicher Druck / Essen um Harmonie zu wahren

Besonders Stresssituationen wirken sich massiv auf unseren Stoffwechsel aus, wie Wissenschaftler herausfanden3. Das Stresshormon Cortisol beeinflusst unter anderem auch den Blutzuckerspiegel. Wir brauchen langfristig mehr Energie für das Nervensystem und es kommt zu Heißhunger. Da das Gehirn vor allem Glucose braucht, um zu funktionieren ist die Botschaft: Je süßer oder energiereicher, desto besser. Auch die Kombination salzig und fettig steht bei den Geschmackspräferenzen ganz oben mit dabei, wenn wir Stress haben. 

Folgen von emotionalem Essen

Wenn Essen dauerhaft als Kompensation bei Stress genutzt wird, oder wir ständig unsere Emotionen mit Essen betäuben, wirkt sich das langfristig zwangsläufig negativ auf die Gesundheit aus.

Zu den möglichen Folgen von emotionalem Essen gehören unter anderem:

  • Steigendes Risiko für Übergewicht
  • Erhöhtes Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Insulinresistenz, Diabetes Typ 2 und Fettstoffwechselstörungen
  • Mit den oben genannten Risiken verbunden sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen (das Herz ist hier auch aus emotionaler Sicht zu betrachten)
  • Einschränkung unserer emotionalen Intelligenz
  • Einbußen in unserer mentalen und emotionalen Verfassung und der Lebensqualität
  • Sinkendes Selbstwertgefühl, Verlust der Fähigkeit sich selbst zu spüren
  • Negativer Kreislauf aus Scham, Schuld und Selbstverurteilung

Betroffene versuchen, als Antwort auf die emotionalen Essattacken häufig ihr Essverhalten durch Restriktionen zu kontrollieren. Diese Versuche können letztlich aber nur scheitern. Eine Diät oder rigide Einschränkungen sind für den Körper wieder nichts anderes als Stress. Das Gehirn verlangt wiederum aufgrund des Energiemangels nach mehr Zucker. Ein Teufelskreislauf beginnt.

Wie kommen wir raus aus dieser Falle des emotionalen Essens? Wir müssen die zentralen Auslöser an ihren Wurzeln packen. Gelingt uns dies, können wir Frieden mit unserem Essen schließen und mit der Zeit ohne Anstrengung das Gewicht bekommen, was uns genetisch vorherbestimmt ist

Was kann man gegen emotionales Essen machen?

Wenn wir nach einer Lösung für emotionales Essen suchen, sollten wir uns zunächst vor Augen halten, dass es nicht darum geht unsere Gefühle und Emotionen zu verurteilen und zu eliminieren oder als Schuldige für unser Essverhalten zu sehen.

Das Wichtigste bei emotionalem Essen ist, zunächst ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wenn dieses auftritt. Dies ist die Phase der Beobachtung, ohne Wertung. Das ist richtig schwer, denn wir neigen dazu, immer sofort eine Lösung haben zu wollen oder uns selbst für unsere Handlungen zu verurteilen.

Im nächsten Schritt kannst du dich fragen, welche Situationen oder Gefühle dazu führen, dass du impulsartig zum Essen greifst. Wie geht es dir in diesen Momenten? Kannst du dich selbst mit deinen Gefühlen und Bedürfnissen annehmen und dir erlauben, diese zu fühlen?

Emotionales Essen auflösen mit Ayurveda

Nicht nur unsere Körpermerkmale, sondern auch bestimmte Emotionen sind vermehrt an unseren ayurvedischen Dosha-Typ geknüpft. Zudem spielen unsere Energiezentren im Körper, Chakras genannt, eine wichtige Rolle wenn es um die Verarbeitung von Emotionen geht.

Aus ayurvedischer Perspektive ist das Verdauungsfeuer, Agni, nicht nur für die Transformation von unserer Nahrung zuständig, sondern auch von unseren Emotionen. Darum ist ein gut funktionierendes Verdauungssystem essentiell für die Verarbeitung von unseren Emotionen und Erfahrungen.

Wenn du verstehst, welche Gefühle dich unbewusst zum Essen greifen lassen, hast du die Chance, dich achtsamer um deine emotionale Hygiene zu kümmern. Jedes Gefühl hat dabei eine wichtige Funktion und hilft uns zu unserer inneren Wahrheit und letztlich zu innerer Klarheit zu finden.

Emotionales Essen mit Ayurveda auflösen:
Vata Dosha

Vata Typen neigen vor allem schnell zu Sorgen und Angst auf der emotionalen Ebene. Dadurch wird sehr viel Energie im Nervensystem verbraucht. Es kann passieren, dass wir uns zittrig fühlen, ungeerdet (luftig) und den vermehrten Drang nach süßen Dingen haben, die uns Energie geben, das Nervensystem beruhigen und kurzzeitig ein Wohlgefühl auslösen.

Das zugehörige Chakra hier ist das Wurzelchakra. Im Wurzelchakra liegt unser Gefühl von Sicherheit und Vertrauen und unser Bauchgefühl. Leiden wir unter andauerndem Stress oder Angst, kann das Verdauungssystem in Mitleidenschaft gezogen werden und emotionales Essen diese Probleme verstärken.

Wenn du als Vata-Typ zu emotionalem Essen neigst, dann werde dir bewusst, dass du die Leere, die die Angst in dir schafft, das große Loch der Ungewissheit, versuchst mit Essen zu füllen. Frage dich hier wozu du diesen kreativen Raum der Leere, den Beginn etwas Neuem, stattdessen nutzen kannst.

 

Emotionales Essen mit Ayurveda auflösen:
Pitta Dosha

Pitta Typen neigen von ihrem Naturell eher zu Ärger und Frustration. Auch Scham ist ein Gefühl, das Pitta Typen eventuell im Übermaß empfinden – sie sind oft sehr selbstkritisch und damit kann es passieren, dass sie den Ärger und Wut gegen sich selbst richten.

Wut ist mit dem Feuerelement verbunden, das vom Solarplexus-Chakra, regiert wird. Dieses Chakra im Bereich über dem Bauchnabel lokalisiert und ist für die Verdauung von Nahrung und Emotionen verantwortlich.

Emotionales Essen bei Pitta Typen ist meist der Versuch, die Gefühle von Ärger im Solarplexus Chakra “wegzuessen”, indem wir diesen Bereich mit Essen füllen. Essen kann hier eine regelrechte Form von Selbsthass und Bestrafung werden.

Als Pitta Typ kannst du dich hier zum Beispiel fragen, wie du wieder zu einem liebevollen Umgang mit dir selbst und anderen zurückfinden kannst, ohne deine Bedürfnisse und deine Gefühle von Wut zu verneinen.  

Emotionales Essen mit Ayurveda auflösen:
Kapha Dosha

Kapha Typen kennen meist das Gefühl der Trauer oder sich schuldig zu fühlen am Besten. In der Trauer steckt eine gewisse Stagnation. Das ist wichtig, um innehalten zu können und anzunehmen, was wir nicht ändern können. Wenn wir jedoch in jeder Situation sofort das Handtuch schmeißen, statt dafür einzustehen, wo Handlung gefragt ist, wird aus der Trauer eine Passivität, die bis zur Depression gehen kann.

Hiermit verbunden ist das Halschakra, unser Kommunikationszentrum. Es befindet sich in der Mitte des Halses auf Höhe der Schilddrüse und reguliert den Stoffwechsel. Es ist unter anderem auch mit Mund und Zunge verbunden. Das Halschakra hilft dir deine Wahrheit und Bedürfnisse zu kommunizieren und die eigene authentische Kreativität in die Welt zu projizieren.

Emotionales Essen ist bei Kapha Typen der Versuch, sich glücklich zu essen und ein Ausdruck davon, unangenehme Themen “herunterzuschlucken” und festzuhalten.

Frage dich als Kapha Typ, wo du dich zu schnell in dein Schneckenhaus verkriechst und nicht mit der Welt kommunizierst oder dein Leben bewusst mitgestaltest.

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Quellen:
Coelho JS, Polivy J, Herman CP. Selective carbohydrate or protein restriction: effects on subsequent food intake and cravings. Appetite. 2006 Nov;47(3):352-60.
McDonald D, Hyde E, Debelius JW, et al. American Gut: an Open Platform for Citizen Science Microbiome Research. mSystems. 2018;3(3):e00031-18.